Unsere Schule
Kampfkunst oder Kampfsport?
Bedeutung Kampf:
- Grössere militärische Auseinandersetzung feindlicher Truppen
- Handgreifliche, auch mit Waffen geführte, heftige Auseinandersetzung zwischen zwei oder mehreren Gegnern
- Kampf Mann gegen Mann
- Heftig ausgetragene Kontroverse zwischen Gegnern hinsichtlich ihrer Auffassungen, Interessen, Zielen
- Ein ideologischer Kampf
- Sportlicher Wettkampf
Aus welchem Grund macht es Sinn, Kampfkünste zu studieren?
Das Wort Kampf bezeichnet von seiner Wortherkunft her eine aggressive Auseinandersetzung zwischen zwei oder mehreren Parteien. Dies wird auch im Wettkampf, also dem sportlichen Wettstreit (der ebenfalls das Wort Streit enthält und auf Aggressionen zwischen Menschen verweist) nur insofern eingeschränkt, als für den Zeitraum des sportlichen Wettkampfes typische andere zwischenmenschliche Verhaltensweisen angewendet werden (Regeln).
Dies ist auch nötig, denn wenn z. B. ein Läufer dem Konkurrenten freundlich den Vortritt lässt, wird seine Teilnahme am Wettkampf sinnlos. Ebenso im bewaffneten Kampf - da verwirkt der allzu passive Verteidiger sein Leben.
Für einen erfolgreichen Kampf braucht es eine gewisse Anstrengung, die über das normale Mass hinausgeht.
Als Anstrengung kann man dabei im weitesten Sinne alle Tätigkeiten verstehen, die man durchführt, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Einen Film anzuschauen ist schwerlich eine Anstrengung, auch wenn man ihn zielgerichtet, etwa mit dem Wunsch nach Unterhaltung ansieht. Aber einen Film zu drehen, produzieren ist eine Anstrengung, die man je nach Anspruch zu Recht auch als einen Kampf bezeichnen kann.
Die persönliche Weiterentwicklung - sich das Ziel zu setzen ein guter Mensch zu sein und ein erfolgreiches Leben zu führen - und dieses Ziel dann konsequent zu verfolgen ist mit Sicherheit auch eine Anstrengung. Und es ist ebenfalls eine Auseinandersetzung.
Eine Auseinandersetzung mit sich selbst gegen hervorgebrachte Widerstände wie die eigene Faulheit oder ein Kampf gegen das Verlangen, sich gehen zu lassen.
Eine Auseinandersetzung mit sich selbst als Kampf gegen den Wunsch, sich einfach in die Bewegung der Masse einzuklinken und sich von ihr beeinflusst durch das Leben tragen zu lassen.
Nicht nur beim Turnier auf der Matte zu bestehen ist ein Kampf, auch wenn das einem zuallererst in den Sinn kommt. Eine Ausbildung, Weiterbildung, Schulung durchzuhalten ist auch ein Kampf. Kein Kampf, der mit Fäusten gegen andere geführt wird, sondern einer, der mit Durchhaltewillen gegen die innere Trägheit, Bequemlichkeit geführt wird.
Die Beziehung zum Lebenspartner kann in schwierigen Zeiten zu einem Kampf werden. Und damit sind nicht die täglichen eher kleinen Streitereien gemeint, die einem das Leben schwer machen, sondern die Auseinandersetzung, der Kampf mit sich selbst um nicht einfach davonzulaufen und sich jemand anders zu suchen. Der Kampf, sich zu der Erkenntnis durchzuringen, dass das Zusammenleben immer auch Zusammenraufen ist, sobald der Alltag eintritt.
Die Pflege eines Verwandten ist Kampf, denn es ist eine enorme Anstrengung, geduldig zu sein, verständlich, sich überwindend, dauernd verfügbar sein zu müssen.
Das Ertragen einer eigenen Krankheit ist ebenso Kampf. Oder sich nach einem Unfall durch manchmal jahrelange Rehabilitationen zu quälen, ohne je aufzugeben.
Es gibt viele Kämpfe und kein Leben kann gelebt werden, ohne zu kämpfen und die Anstrengungen zu erleben.
Die Frage ist, wie man sich dazu verhält > siehe dazu Artikel Zen-Buddhismus.
Alle Kampfkünste umfassen diese Einstellungsfrage mit der gleichen Selbstverständlichkeit, wie sie die technischen Fragen des Ausführens von Zähneputzen oder des richtigen Uchi Ude Uke (Abwehr) umfassen. Die Einstellungsfrage aber ist die wichtigere, denn ihre Beantwortung führt zu der Geistes- und Körperhaltung, die das Zähneputzen resp. den Abwehrblock dann gelingen oder scheitern lässt.
Und die Geistes- und Körperhaltung, die die Kampfkünste vermitteln können, lassen sich auf alle Aspekte ausserhalb des Dojos genauso anwenden wie auf das Geschehen auf den Tatami.
Wettkampf (Kampfsport)
Man kann den eingeschränkten Begriff von Kampf aber auch am Beispiel des Wettkampfes aufzeigen, so wie ihn alle Kampfsporttreibenden aus der eigenen Schule kennen.
Das ist zwar kein bedrohlicher Kampf, bei dem um die eigene Existenz gefochten wird, aber hinter dem harmlosen Rahmen des sportlichen Vergleichs verbirgt sich die gleiche grundsätzliche Denkweise: Kampf als Mittel zum Sieg über einen Gegner. Allerdings ist eine Teilnahme an solchen sportlichen Wettbewerben der positiven persönlichen Entwicklung oftmals hinderlich.
Erklärung:
Am Anfang ist dem Schüler der Wettbewerbsgedanke förderlich, denn er setzt sich kurzfristige Ziele: „Ich will bald einmal so gut oder besser sein wie mein Kollege“. Wer aber in aller erster Linie danach strebt, besser zu sein als der Kollege, steht sich seiner Entwicklung langfristig selbst im Weg - das verkrampfte Wollen und die Fixierung auf Ziele mit Blick auf andere statt auf sich selbst und seine Bedürfnisse lässt einem die Offenheit für anderes verlieren. Bezogen auf den Wettkampf heisst das: Der Gewinn einer Meisterschaft bedeutet nur, dass man, begründet auf Sportregeln (was auch eine grosse, technische Einschränkung bedeutet) innerhalb einer Personengruppe laut Meinung von Dritten (Schiedsrichter, Kampfrichter), zu einem bestimmten, Zeitpunkt etwas besser gemacht haben soll als ein paar andere Menschen.
Tja – später lernt man dann, dass sich die Mühe dafür nicht lohnt!
Welchen Wert ausser einer momentanen Befriedigung hat es, zwei, drei Kombinationen etwas besser zu beherrschen als die sieben, acht, oder zehn anderen in derselben Gewichtsklasse, sodass Du ein Turnier gewinnen konntest? Welchen Nutzen hat es überhaupt, sich hinsichtlich eines isolierten Aspektes mit anderen zu vergleichen?
Es lohnt sich viel eher, die Energie seiner ganzheitlichen und langfristigen Entwicklung zu widmen. Diese wahre Leistung wird Dir Dein Leben lang als Belohnung dienen.
Auch ist die Teilnahme an Wettbewerben kein Zeichen von Meisterschaft - auch wenn es so heisst.
Dazu ein Beispiel aus der Praxis: Es kam einmal ein Schüler - schlaganfallgeschädigt, mit vielen Bewegungs- und Leistungseinschränkungen. Jetzt, Jahre später, bewegt er sich wie ein gesunder Mensch. Da er aber schon 60 Jahre alt ist, wird er aus biologischen Gründen nicht mehr die absolute körperliche Fitness eines jungen Mannes erreichen. In seiner Summe hat er aber viel mehr geleistet als der junge, sportlich talentierte Mann, der nach derselben Trainingszeit einen Meistertitel nach Hause bringt, den er dem exzessiven Training seines mittlerweile nahezu perfekten Ura Mawashi-Geri (Halbkreisförmiger gegenseitiger Fusstritt) verdankt.
Respekt dafür, aber mit ganzheitlicher Entwicklung hat das im Vergleich zu dem anderen Schüler nicht viel zu tun. Wettkampf schränkt jeweils auf enge Anwendungsgebiete und eine limitierte, meist geringe Anzahl von Anlässen ein, während die Kampfkunst, als Kunst und später dann als Lebenshaltung verstanden, uneingeschränkt zur Entwicklung der Persönlichkeit zur Verfügung steht.
Es ist nicht relevant, wie weit man kommt im Vergleich mit anderen Personen, sondern, welche Fortschritte man innerhalb den eigenen Möglichkeiten macht.
Kampfkunst
Wenn ich mich mit Aussenstehenden unterhalte und auf das Thema Kampfkunst zu sprechen komme, habe ich oft Mühe, diesen Begriff mit einigen wenigen Worten zu erklären. Unter dem Begriff Kampfsport können sich die meisten etwas vorstellen, aber der Zusammenhang zwischen Kampf und Kunst ist oft schwer verständlich, scheint auf den ersten Blick widersprüchlich.
Zudem löst der Begriff Kampf bei vielen Menschen negative Gedanken aus und wird mit Gewalt, Aggression oder gar Krieg in Verbindung gebracht. Das, was sich die meisten noch am ehesten unter dem Begriff vorstellen können, ist Kampfkunst als Selbstverteidigung, also wieder als eine Form von Gewalt, wenn auch legitimiert, um einen Angriff abzuwehren oder jemanden zu beschützen.
Die Kampfkunst aber strebt in eine ganz andere Richtung, nämlich danach, Frieden und Harmonie zu schaffen.
Karate-Do
An dieser Stelle kommen wir zur Trennung zwischen Kampfsport und Kampfkunst. Den Aspekt der Selbstverteidigung gibt es sicherlich, aber in der Kampfkunst spielt er eher eine Nebenrolle. Im Kampfsport dagegen steht er gleichberechtigt neben dem Aspekt der körperlichen Fitness. Hinzu kommt noch der Bereich des sportlichen Wettkampfes, der im Kampfsport eine grosse Rolle spielt; in der Kampfkunst kaum. Mit den Bereichen Selbstverteidigung und Wettbewerb bewegt sich der Kampfsport aber hauptsächlich auf der äusseren Ebene, weitestgehend beschränkt auf das Training des Körpers.
Die Kampfkunst hingegen beschäftigt sich über die körperliche Ebene hinaus mit den geistigen, philosophischen und auch religiösen Ursprüngen.
Ziel der Kampfkunst ist die Selbsterkenntnis; die Kampftechniken dienen dabei als Mittel.
Die Bewegungen, ihre Abfolgen, die Wiederholungen dienen primär der Konzentration.
Kampfkunst (Kata) ist Meditation in Bewegung - und Meditation trachtet danach, den Menschen ganzheitlich, spirituell, intellektuell und körperlich, zu entwickeln.
Wenn wir den Begriff Kampf hier also als Anstrengung oder Auseinandersetzung definieren, kommen wir dem Sinn der Kampfkunst näher. Auseinandersetzung meint hier hauptsächlich Auseinandersetzung mit sich selbst. Wichtig ist z. B. die Wahrnehmung der eigenen Gefühle, auch der vermeintlich negativen. Wie gehe ich mit Gefühlen wie Wut oder Angst um und wo kommen die überhaupt her?
Wenn ich mich also im Sinne der Kampfkunst mit mir auseinandersetze, lerne ich, die Wechselwirkungen und Zusammenhänge von Körper und Geist zu erkennen und kann an deren Harmonisierung und Vereinheitlichung arbeiten. In diesem Zusammenhang muss mir klar sein, dass der kleinste Gedanke eine Reaktion in meinem Körper hervorrufen kann. Wenn ich hungrig bin und an ein leckeres Essen denke, so läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Der Gedanke allein also hat ausgereicht, eine körperliche Reaktion hervorzurufen.
Genauso wird ein Gedanke - etwa an etwas, das ich stark ablehne, an etwas, das ich fürchte - genügen, um meinen Blutdruck zu steigern und meinen Puls zu erhöhen. Genauso wird aber auch mein körperliches Empfinden meinen Geist beeinflussen - Lust wird mich antreiben, Schmerz wird mich hemmen.
Auf dieser Grundidee beruht das autogene Training > siehe separater Beitrag.
Mit positiven Gedanken und Vorstellungen wird die Psyche beruhigt, verbessert. Ebenfalls können körperliche Reaktionen (z. B. Entspannung) hervorgerufen werden.
Einerseits hat also meine Körperhaltung Einfluss auf den Zustand meines Geistes und andererseits wiederum ist der Zustand und die Haltung meines Körpers Ausdruck meines Geistes.
Körper und Geist können nicht getrennt werden. Unmotiviertes Lachen (eine körperliche Tätigkeit) ist in der Lage, meine Laune (die Ebene des Geistes) zu heben. Niedergeschlagenheit drückt sich auch gerne in hängenden Schultern aus. Richte ich nur meinen Körper auf, so verbessert sich schlagartig schon meine geistige Konstitution.
Diese Zusammenhänge wurden mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen.
An dieser Schnittstelle von Körper und Geist liegt ein weiterer Unterschied zwischen Kampfkunst und Kampfsport: Zum Sport gehe ich, bewege mich zeitweise mehr oder weniger ausgiebig und gehe dann wieder nach Hause. Kampfkunst wirkt sehr viel weiter in den Alltag hinein. Lassen wir die ganzen vordergründigen Aspekte wie Steigerung der Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit, Entwicklung von Geduld, Disziplin, Beharrlichkeit etc., mal ausser Acht und schauen wir etwas tiefer:
Die Basis jeder Kampfkunst, auf körperlicher Ebene, ist der stabile Stand in jeder Situation (Fundament). Ohne Standfestigkeit, ohne die Verwurzelung im Boden, ist jede weitere Technik wertlos. Die Entwicklung eines stabilen Standes funktioniert aber nur, wenn ich die Arbeit auf der geistigen Ebene fortsetze.
Nur, wenn ich darüber nachdenke, was einen guten Stand überhaupt ausmacht und was das mit meinem Alltag zu tun hat, kann ich bei dieser Aufgabe Fortschritte erzielen. Ich lege mir die Wurzeln, die mir meine Standhaftigkeit geben werden, zuerst im Kopf an. Soll das beispielsweise im Dojo, an zwei Tagen in der Woche für die Zeit zwischen 19.00 und 21.00 Uhr funktionieren, so muss ich weit über diese zweimal zwei Stunden und den einen, beschränkten Ort hinausgreifen.
Die nötige Konzentration und die Gelassenheit, die die Anspannung des Kime (Endfokussierung einer Technik) erst ermöglichende vorherige Entspannung sind nur erreichbar, wenn ich mich in einem ausgeglichenen körperlichen und geistigen Zustand befinde: ausreichend ernährt, selbstsicher, sorgenfrei bei der Sache, emotional ausgeglichen. So erarbeite ich mir den festen Standpunkt im Dojo aus einem festen Standpunkt, den ich auch im alltäglichen Leben einnehme.
Um diesen Standpunkt für das alltägliche Leben zu gewinnen, kann ich aber auf Erkenntnisse aus der den Kampfkünsten unterliegenden Philosophie sowie auf deren körperliche und geistige Übungen zurückgreifen. Deren Erkenntnis und Praxis wird nicht ohne Einfluss auf mein tägliches Leben bleiben und mir geistige Standhaftigkeit verleihen. Diese äussert sich dann etwa in Selbstbewusstsein und Gelassenheit - im Dojo genauso wie in der Schule, an der Werkbank oder hinter dem Bankschalter. So wirkt das eine verstärkend auf das andere ein und eine Spirale der positiven Persönlichkeitsentwicklung hat begonnen, sich zu drehen.
Flexibilität ist eine weitere Voraussetzung, um beim Trainingskampf auf die verschiedenen Anforderungen, wie Abwehr und Angriff, Finten etc. jeweils unterschiedlich und für den Gegner nicht voraussehbar reagieren zu können. Arbeite ich daran, so lerne ich auch, auf die verschiedenen Anforderungen des Alltags flexibel zu reagieren.
Im Kampf kann ich es mir nicht leisten, mich auf eingefahrene Verhaltensmuster zu verlassen (nach rechts ausweichen, Fusstritt zum Knie des Standbeins, Faustschlag zum Kopf), denn was passiert, wenn der Gegner auch ausweicht?
Grundlage für die Flexibilität ist aber meine geistige Einstellung, meine Offenheit für sich wandelnde Situationen. Diese Offenheit wird sich mit der Zeit auch zu einem Charakterzug entwickeln, der im täglichen Leben Anwendung findet.
Auch hier beginnt eine Spirale, sich zu drehen; eine Art Himmelskreis, im diametralen Unterschied zum bekannteren Teufelskreis.
Diese Beispiele lassen sich beliebig fortführen, Analogien zwischen Dojo und täglichem Leben finden sich auch bei der Entspannung, der Dynamik, dem strategischen Denken und anderen Punkten.
Für das Verständnis des Verhältnisses von Emotion, Intellekt und Körperlichkeit einerseits und deren Auswirkung in allem Tun lohnt es, sich mit den philosophischen und religiösen Ursprüngen der Kampfkunst auseinanderzusetzen. Taoismus, Buddhismus und die Ideen des Konfuzius hatten einen wesentlichen Einfluss auf ihre Entwicklung.
Kurze Erklärung der Bedeutung (aus Wikipedia):
- Taoismus
Der Daoismus, gemäss anderen Umschriften auch Taoismus, ist eine chinesische Philosophie und Weltanschauung und wird als Chinas eigene und authentische Religion angesehen. Seine historisch gesicherten Ursprünge liegen im 4. Jahrhundert v. Chr., als das Daodejing des Laozi entstand.
- Buddhismus
Ziel ist die Entwicklung des eigenen Geistes, die "Buddha-Natur" zu erlangen. Damit ist gemeint, dass in jedem Menschen die Fähigkeit zur Erleuchtung bereits vorhanden ist. Der Weg dorthin führt über Selbstständigkeit und Eigenverantwortung des Menschen. Im Buddhismus gibt es daher wenig Vorschriften von aussen. Das Hier und Jetzt.
- Konfuzius - chinesischer Philosoph
Konfuzius' Ziel in seinen Lehren war es, die mythologischen und religiösen Wertesysteme des chinesischen Feudalreiches zu erneuern. Als Ausweg aus dem politischen und sozialen Chaos sah er die Rückbesinnung auf die klassischen Tugenden.
Die Grundlagen der asiatischen Philosophien und Religionen differieren stark von denen, die wir im Westen automatisch erlernen. Hier wird meist die Bedeutung des Intellekts überbetont, sodass es nötig ist, sich aktiv mit den Philosophien auseinanderzusetzen, wenn man die den Kampfkünsten vorhandene Haltung und Weltanschauung verstehen will.
Fazit: Die Kampfkunst ist ein Weg nach innen, mit dem Ziel, sich selbst zu erkennen; eine Suche nach Ganzheit, nach Einheit von Körper und Geist und nach Einklang mit dem Universum. Es gibt den Begriff des „friedvollen Kriegers“, er strebt nach innerer Harmonie und danach, im Einklang mit Natur und Umwelt zu leben. Er ist ein zutiefst friedliebender Mensch.
Wer andere kennt, ist klug.
Wer sich selbst kennt, ist weise.
Wer andere besiegt, hat Kraft.
Wer sich selbst besiegt, ist stark.
Laotse, Tao te king
Ziel der Kampfkunst (und Ziel, der die Kampfkünste Lehrenden) sollte es sein, den Schülerinnen und Schülern neben den Übungen immer auch Folgendes zu vermitteln - aber im Kontext und nicht reduziert auf einzelne Begriffe: Leben bedeutet „Kampf“!
Wobei eben mit Kampf physisch (körperlich) und psychisch (geistig) gemeint ist.
Dies nur zu einem kleineren Teil den Kampf mit anderen, sondern zuallererst den Kampf mit sich selbst, denn der persönliche Kampf ist eine Anstrengung für ein Ziel und somit sehr viel mehr als die Auseinandersetzung mehrerer Individuen miteinander.
Kampf als Anstrengung findet zuerst in uns selbst statt. Wir streben in unserem Leben nach Glück und Zufriedenheit, suchen die Ausgeglichenheit und sind sehr bemüht, diese zu bewahren. Dies erfordert Anstrengungen. Wenn wir an friedlichen Gedanken arbeiten, benötigen wir Stabilität, damit wir uns von äusseren, negativen Einflüssen nicht stören lassen. Das heisst, wir müssen uns mit dem Negativen auseinandersetzen. Die Stabilität finden wir dann durch Ruhe und Gelassenheit nach der Auseinandersetzung mit den Störfaktoren, die dem inneren Frieden entgegenstehen.
Die Übungen der Kampfkunst stellen die täglichen Hilfsmittel dar, dieses Ziel zu erreichen. Der Kampf richtet sich also gegen uns selbst, es ist eine Anstrengung, die nicht nach aussen, auf irgendwelche Feinde oder Wettbewerber gerichtet ist, sondern nur uns selbst betrifft. Meistern wir diese Anstrengung, halten wir die Stärke in Händen, wie Laotse meint.
Sind das banale Weisheiten ähnlich derer, die man auf Kalenderblättchen und in Glückskeksen findet? Nun, auch Banalitäten können so wichtig sein, dass man sie (immer wieder) ins Gedächtnis rufen muss.
Aber so banal kann das Gesagte gar nicht sein, wenn, wie man sehen kann, kaum jemand danach handelt.
Woran ist das ersichtlich?
An der unausgeglichenen und hektischen Umwelt, die uns umgibt; an den verfehlten Zielsetzungen, die so viele Menschen umgeben, dass ihnen weder Ausgeglichenheit, noch Gelassen sein, sondern nur Probleme, die sie mit dem Leben haben, grosse Einschränkungen auferlegen. Zudem an den primär materiellen Zielen, welche das Handeln so vieler Personen bestimmt und weit über die wirklich nötige Sicherheit ihrer finanziellen Grundbedürfnisse hinausgeht.
Wie sagt man: Alles hat seinen Preis…
Aber man kann es auch ganz konkret in den Kampfsportarten sehen: an Trainingseinheiten, in denen die Schüler nicht darauf hingewiesen werden, dass beim Kime die Entspannung wichtiger ist als die Zehntelsekunde der Anspannung; an Trainings, die allein die blosse Körperlichkeit in Form schnellerer Kicks und härterer Punch in den Vordergrund stellen; an Formentrainings (Kata), die weitgehend darauf bestehen, dass die Stellungen den Millimeter Angaben auf einem Lineal zu folgen haben, anstatt die Individualität des Schülers zu berücksichtigen und ihm Abweichungen zu erlauben, die für ihn besser sind.
Natürlich sind Disziplin, gemeinsame Grundlagen und körperliche Fitness erstrebenswerte Ziele innerhalb der Kampfsportarten, die Kampfkünste aber gehen weiter, berücksichtigen individuelle Bedürfnisse stärker und betonen die Geistes- vor der Körperhaltung. So machen die Kampfkünste den „Lebenskampf“ als wertvolle Anstrengung erfahrbar.
Und so wird das Dojo ein Übungsraum für das Leben.
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Die Vorteile von Shitoryu Karate-Do
Shitoryu Karate hat Vorteile, welche die körperliche und geistige Gesundheit der praktizierenden Personen fördern. Zum einen gibt es die physiologischen Vorteile, die direkt auf den menschlichen Körper wirken.
Zu den wichtigsten gehören:
- Erhöhte kardiovaskuläre Kapazität und verbesserter Kreislauf und Durchblutung. Durch körperliche Betätigung und sportliche Aktivitäten kann das Einsetzen des Rückgangs dieser Symptome um 10 bis 15 Jahre hinausgeschoben werden.
- Die Verbesserung der Muskulatur. Die Körperkraft ist eine Fähigkeit, die bis zu einem Alter von etwa 45-50 Jahren gut erhalten bleibt, während danach ein progressiver Kraftverlust eintritt. Erwachsene und Menschen im hohen Alter, die mit einem Bewegungsprogramm beginnen, können grosse Verbesserungen erzielen, die ihre Lebensqualität erheblich verbessern.
- Shitoryu Karate arbeitet an der Entwicklung und Aufrechterhaltung der Körperkraft mit Übungen, die für jedes Niveau des Ausübenden geeignet sind.
- Die Verbesserung des Knochensystems. Im Laufe der Zeit kommt es zu einem mehr oder weniger starken Verlust der Mineralisierung (Osteoporose), wodurch die Knochen poröser und brüchiger werden, was das Risiko von Knochenbrüchen erhöht. Regelmässige körperliche Betätigung verringert den Knochenschwund und stärkt die Strukturen der Knochen und Gelenke.
- Signifikante Verbesserungen des Nervensystems. Das Altern führt zu verlangsamten Reflexen und verminderter Gedächtnisleistung. Körperliche Betätigung kann den Kapazitätsverlust des Nervensystems deutlich verringern, und es hat sich sogar gezeigt, dass sie bei regelmässiger und zielgerichteter Ausübung die Koordination und Kraft wiederherstellen kann.
- Wenn wir diese Elemente mitberücksichtigen, können wir sehen, dass sie perfekt auf die meisten Risikofaktoren bei Erwachsenen reagieren und sich somit als gesunde Alternative zur Prävention und Verbesserung der Lebensqualität eignen.
Zu den psychologischen und sozialen Vorteilen gehören:
- Selbstbeherrschung und emotionale Selbstdisziplin. Das Streben nach charakterlicher Reife, die Förderung von Werten wie Rechtschaffenheit, Fleiss, Beständigkeit und Respekt für andere, sind Werte, die zu einer Verbesserung der geistigen Gesundheit führen.
- Die ständige Suche nach innerem Frieden und spiritueller Ruhe sowohl innerhalb als auch ausserhalb des Trainingsplatzes verleiht den Karatekas einen Zustand der Harmonie in ihrem Leben.
- Ein gesteigertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, ständiges Training, sich konstant verschiedenen Herausforderungen zu stellen, deren Überwindung und das Streben nach höheren Zielen führen bei den praktizierenden Personen zu einem höheren Selbstwertgefühl, bestätigen ihre Fähigkeiten und zeigen ihnen Möglichkeiten auf, die ihnen vielleicht vorher unbekannt waren.
- Die Kanalisierung von Aggressionen, die kontrollierte Freisetzung von Energie auf eine regelmässige Weise innerhalb der Übungen, verleiht des Karatekas stabile und harmonische Geisteszustände.
- Erhöhte Konzentrationsfähigkeit, ein ständiger Zustand der Konzentration ist innerhalb der Übungen notwendig, was den Praktizierenden sowohl innerhalb als auch ausserhalb des Dojos zugutekommt.
Shitoryu Karate, als Kampfkunst, fördert die Entwicklung des Menschen in seiner Gesamtheit.
Sie bietet Werkzeuge, die nicht nur in der Praxis, sondern auch im Alltag eingesetzt werden können und so zu einer besseren Lebensqualität und zu einer besseren Beziehung zu unseren Mitmenschen beitragen.
Ständiges Training führt bei Erwachsenen zu emotionaler Ausgeglichenheit, einer Anti-Stress-Wirkung, unvorstellbarer Selbstbeherrschung und Stärkung des Körpers.
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Yo Ryu Bi Wirksamkeit - Fluss - Schönheit
Kenwa Mabuni Sensei bestand darauf, dass das System des Yo Ryu Bi angewendet wird.
Das bedeutet, dass die Technik
- effektiv (Yo) sein und einen
- fliessenden Bewegungsrhythmus (Ryu) haben sollte, und die Kombination sollte
- Schönheit (Bi) zeigen.
Alles sollte praktisch sein, aber eine elegante Wirksamkeit haben.
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Karate für Erwachsene?
In meinem Alter?
Unsere Karateschule ist traditionell ausgerichtet (siehe auch Artikel Leitbild).
Die weite Verbreitung des Karate hat dank des Kinos einen positiven und einen negativen Teil erhalten. Auf der einen Seite genoss es eine immense Popularität - auf der anderen Seite wurde dadurch ein völlig verzerrtes Bild verbreitet. Viele Leute dachten, Karatetraining bestehe aus einer Gruppe von jungen Leuten, die sich gegenseitig verprügeln, wild herumkicken und laute Kampfschreie von sich geben. Ebenso würden Ziegelsteine mit der blossen Hand zerschlagen.
Klar - an einem solchen Ort würden sich reifere Leute wohl kaum wohlfühlen.
Die Realität sieht jedoch ganz anders aus...
Unser Trainingsablauf:
- Zu Beginn des Trainings wird sorgfältig und kontrolliert aufgewärmt, gefolgt von ein paar Übungen, welche die Flexibilität nach den vorhandenen Möglichkeiten verbessern. Dann werden die Grundtechniken - genannt Kihon - geübt, überprüft und eingeschliffen.
- Anschliessend wird oft das Studium des Angriffes/Verteidigung zu zweit angewendet oder in Bewegungsabläufen simuliert.
- Ein grosses Kapitel gilt den Katas.
Die Katas sind das Herz des Karate. Die alten Meister haben - vor hunderten Jahren - ihre persönlichen Anwendungen in den Bewegungen der Kata unsichtbar versteckt, da das Notieren in einem Buch wegen Diebstahl zu gefährlich war. Eine Erforschung derselben unter heutigen Gesichtspunkten ist endlos und extrem interessant. - Schliesslich endet das Training mit einigen relevanten physikalischen Dehn- und Kräftigungsübungen.
Wie Sie sehen können, ist dieses Praktizieren ziemlich ruhig und eignet sich für alle Altersstufen.
Und der Kampf?
Was als Kumite bezeichnet wird, ist nur ein Aspekt des traditionellen Karate, aber es ist die aus den Medien bekannteste, versportlichte Seite (nur ungefährliche Techniken). Daher können speziell junge Wettbewerber dies regelmässig trainieren.
Aber für diejenigen, die bereits ein gewisses Alter haben, führen wir Kampfübungen zu zweit in geringerem Masse durch - immer in einer kontrollierten Art zur Vermeidung von grobem Kontakt und Verletzungen. Um es anders auszudrücken, niemand muss mit einem blauen Auge nach Hause, oder mit irgendwelchen markanten Verletzungen zur Arbeit gehen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich körperlich zu betätigen; auch ich habe verschiedenes ausprobiert - aber keine andere "Sportart" hat mir nur annähernd so viel gegeben. Karate fördert die Entwicklung der gesamten Muskulatur und arbeitet zur Festigkeitssteigerung sowie verbesserten Elastizität hin, immer in Anpassung an die Kondition und das Alter, mit dem einzigen Ziel, sich jeden Tag aufs Neue zu übertreffen. Dies macht es aus, dass auch Veteranen den Körper kaum überbelasten.
Nicht genug - die Struktur einer Karate-Sitzung beginnt und endet mit einem Moment der Meditation - Mokuso - und begünstigt eine vollständige geistige Trennung zum Alltag während des Trainings.
Das Abschalten mit körperlicher Aktivität/Konzentration bringt weit mehr Entspannung als dies in ruhender Position möglich wäre.
Aus diesen und anderen Gründen übe ich Karate.
Ja, auch in meinem Alter... :)
Walter Stürzinger 7. Dan Shitokai